10.06.2025 – Das musikalische Cajon-Bau-Projekt der Friedensschule

In der vergangenen Woche war für die SchülerInnen der Friedensschule vieles anders als gewohnt – das Lernen fand nicht wie gewohnt im Klassenverband, an Tischen und Stühlen sitzend und in den bekannten Unterrichtsfächern Mathe, Deutsch oder Sachunterricht statt. Eine Woche lang durften die Kinder sich nach ihren eigenen Wünschen in Projektgruppen einteilen, lernten rund um einen Themenbereich viel Neues und präsentierten schließlich den MitschülerInnen am Ende der Woche, was sie erarbeitet haben.

Für zwanzig Dritt- und ViertklässlerInnen war der Musikraum ganz ohne Tische und Stühle das neue Klassenzimmer. Sie wählten das Cajon-Projekt, das von Lea Heinzel angeboten und von der Annette-Hechinger-Stiftung finanziell unterstützt wurde. Mit unterschiedlichsten Erwartungen starteten die Kinder in die gemeinsame Woche: von „Ich hatte einfach Lust, etwas zu Bauen.“ über „Musik ist mein Lieblingsfach!“ bis zu „Das klang halt interessant.“. So ganz wussten sie im Vorfeld nicht, worauf sie sich in der Woche einließen – nur ein Plakat kündigte an, dass Spaß am Musizieren und Lust, etwas mit den Händen zu bauen Voraussetzung für die Projektgruppe war und am Ende ein eigenes Musikinstrument entstehe.

Direkt am ersten Tag wurde das für fast alle Kinder neue Musikinstrument Cajon kennengelernt, die Bauweise erforscht und herausgefunden, wie Töne erzeugt werden und worin sich die drei Grundtöne Bass, Snare und Tip voneinander unterscheiden. Praktische Übungen auf Cajons sowie Rhythmusübungen waren von Beginn an immer wieder zur Auflockerung zwischendurch eine gern gesehene Unterbrechung und es wurde laut, kreativ und freudig musiziert – unter Anleitung oder auch ganz frei. Besonders gespannt waren die Kinder aber beim Auspacken der Bau-Sets. In der Gruppe wurden zuerst alle Bauteile betrachtet, kategorisiert und ein Plan aufgestellt, wie die Cajons aus Einzelteilen bis zum Ende der Woche eigenständig in Musikinstrumente zusammengebaut werden sollen. Frau Heinzel und eine Bauanleitung boten hier Unterstützung. Und dass nicht gleich alles an einem Tag fertigzustellen ist (anders als vielleicht erwartet), erfuhren die SchülerInnen der Projektgruppe auch schnell. Am ersten Tag ging es zunächst nur darum, die Einzelteile mit der Hand abzuschleifen und so für den Verbau vorzubereiten und das eigene Cajon zu personalisieren –
jedem Kind wurde von Frau Heinzel der eigene Name in die Deckenplatte eingebrannt, sodass ein wirklich individuelles Musikinstrument aus dem Projekt hervorgeht.

Am zweiten Tag der Projektwoche war die Freude über die personalisierten Deckenplatten der Cajons dann groß. Und gleich wurde mit dem Zusammenbauen des Außengerüsts des Musikinstruments begonnen. Die SchülerInnen erlernten den Umgang mit Holzleim und Spanngurten und unterstützten sich immer zu zweit beim Zusammenbauen. Die anschließende Trockenphase wurde genutzt, um wieder musikalisch aktiv zu werden. In der Aula der Friedensschule war genügend Platz, um sich kreativ zu Rhythmen zu bewegen und die Kinder entdeckten, wie sie ihre Lieblingslieder mit einfachen Begleittönen auf ihrem neuen Musikinstrument begleiten können. An diesem Tag wurde auch die Geschichte des Cajons erforscht: wie afrikanische Sklaven in Südamerika ein Musikverbot umgingen, indem sie auf Transportkisten anfingen, die heimischen Trommelrhythmen umzusetzen. Und wie dieses Vorläuferinstrument schließlich durch erfinderische Neugier mit Snares und einem Klangloch ausgestattet immer schönere Klänge produzierte. In Südamerika wurde es festes Begleitinstrument für den Flamenco – was wiederum einen Spanier auf Entdeckungsreise so begeisterte, dass er einige Cajons mit in seine Heimat nahm und die Holzkiste schließlich in Europa bekannt machte.

Der dritte Tag begann für die Cajon-Projektgruppe wieder mit Bauen – in das gut getrocknete Grundgerüst wurde dann das Innenleben mit dem wichtigen Snareteppich eingebaut, was den typisch schnarrenden Ton des Cajons ausmacht. Hier kamen Nägel, Hammer und Holzleim zum Einsatz und das handwerkliche Geschick wurde geschult. In musikalischer Pause wurde weiter die Spielweise erprobt und gemeinsam entschieden sich die Kinder für zwei Lieder, die sie der Schulgemeinschaft als Präsentation zum Ende der Woche vorspielen wollten. Dafür erlernten die Kinder einen selbst ausgedachten Kanon, der gespielt und gesungen wurde und als zweites wollten die Kinder den bekannten Wellerman-Song musikalisch begleiten – viel Üben stand also auf dem Programm.

Am vierten Tag konnte schon vor Schulbeginn auf dem Schulhof der Kanon gehört werden – die Kinder hatten fleißig zu Hause geübt und waren motiviert, gleich ans Werk zu gehen. Das Zusammenspiel wurde beim gemeinsamen Üben verfeinert, die Kinder bekamen noch weitere Tipps, was das Spielen der Cajon leichter gestaltete und der Kanon stand für die Aufführung. Auch das Musikinstrument wurde weiter gebaut – zum Grundgerüst wurden nun auch Vorder- und Hinterplatte verleimt und zum Trocknen gut verwahrt, wodurch das Musikinstrument quasi fertig aussah.

Im Anschluss wurde die Zeit noch genutzt, um die musikalische Begleitchoreografie, die sich Frau Heinzel zum gewünschten Wellerman-Song ausgedacht hatte, kennenzulernen und sich einzuprägen. Die Aufregung vor der Schulaufführung stieg bei den SchülerInnen deutlich, als Abstimmungen zum Outfit getroffen wurden. Doch bei einem waren sich alle einig: es würde mit der Aufführung ein unvergesslicher Abschluss der Woche werden.

Und so kamen die Kinder am letzten Tag der Projektwoche aufgeregt und freudig in die Schule. Das eigene Musikinstrument wurde als allererstes betrachtet und nun, da es spielbereit war, natürlich sofort ausprobiert. Zunächst war noch Zeit, um mit Acrylmarkern die Außenseiten kreativ nach eigenen Wünschen zu Bemalen – hier konnte die Zeit gar nicht lang genug sein, immer mehr tolle Ideen wurden aufgestellt und umgesetzt. Während dem Bemalen durften die Kinder einzeln mit Frau Heinzels Hilfe die Standfüße mit dem Akkuschrauber anbringen – der letzte bauliche Schliff für das fertige Musikinstrument. Dann gab es noch ein Einspielen auf dem eigenen Musikinstrument und eine Generalprobe der vorzuführenden Stücke vor Frau Bodner, der kommissarischen Schulleitung. Und schließlich war es so weit – alle SchülerInnen und LehrerInnen der Friedensschule versammelte sich in der großen Turnhalle, wo auf der Bühne die kreativen Beiträge der Aufführungsgruppen zu sehen waren. Während der Aufführungen der anderen Gruppen stieg die Aufregung bei den Kindern der Cajon-Gruppe. Letzte Trommelschläge wurden in der Luft noch einmal geübt, das Outfit und die Haare neu gerichtet und dann war es so weit – als letzter Beitrag kam die Cajon-Gruppe auf die Bühne. Die MitschülerInnen erfuhren, was die Kinder in der Projektwoche handwerklich geleistet hatten und lernten die unterschiedlichen Möglichkeiten kennen, wie die Cajon musikalisch eingesetzt werden kann. Dem Kanon wurde leise staunend gelauscht und den größten Applaus des Tages gab es dann für das fetzige Abschlussstück Wellerman.
Den Kindern der Cajon-Projektgruppe sah man beim Auftritt die Freude beim Spielen und den Stolz, so viel in kürzester Zeit erarbeitet zu haben, deutlich ins Gesicht geschrieben, an – überall war ein Lächeln zu entdecken und nach dem Auftritt war die Freude riesengroß, da so viel positive Rückmeldung von allen Seiten an die Kinder herangetragen wurde.

Wie die SchülerInnen in diesem Projekt auf ganz neue Weise an das Lernen herangeführt wurden, ist noch lange im Kopf geblieben. Von den normalen alltäglichen Auseinandersetzungen und kleinen Streitereien unter den Kindern war in dieser besonderen Woche nichts zu spüren – die Motivation und Stärkung des Selbstbewusstseins, mit den eigenen Händen etwas zu erbauen und musikalisch kreativ aktiv zu sein, stand jederzeit im Fokus. Besonders schön war zu beobachten, dass die Kinder sich viel auch gegenseitig halfen, in Teams arbeiteten und die Kreativität der Anderen beim Bemalen wertschätzten und die gemeinsame Begeisterung teilten. Die Cajon-Projektgruppe war ein voller Erfolg und ein ganz besonderer Dank geht dafür an die Annette-Hechinger-Stiftung, durch deren finanzielle Unterstützung das Projekt in diesem Rahmen für die Kinder überhaupt erst stattfinden konnte! Die leuchtenden Kinderaugen, die das eigene Musikinstrument dann mit nach Hause nehmen durften und zu Hause sicher das ein oder andere Konzert geben konnten, sprechen für den Erfolg des fantastischen Projekts!

Quelle: Friedensschule